Autor: Patrick Bayer
Lesedauer 10 Minuten
Luis Barragán Morfín (1902-1988) ist ein Name, der unauslöschlich in der Welt der Architektur eingraviert ist. Als einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts hat er mit seinem einzigartigen Stil und seinen visionären Ideen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Doch wer war dieser Mann, und was macht sein Werk so bemerkenswert?
Geboren in Guadalajara, Mexiko, begann Barragán sein Studium des Ingenieurwesens an der Escuela Libre de Ingenieros. Doch erst seine Reisen nach Europa, wo er auf das Werk von Le Corbusier und die Gärten von Ferdinand Bac stiess, prägten seinen späteren Architekturstil nachhaltig. Barragán kombinierte traditionelle mexikanische Architektur mit modernen Prinzipien und entwickelte so einen einzigartigen Ansatz, der Licht, Farbe und Textur in den Mittelpunkt stellte.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen das Casa Estudio Luis Barragán, die Wohnanlage Jardines del Pedregal, die Kapelle der Capuchinas Sacramentarias und die Torres de Satélite. Sein Werk wurde 1980 mit dem Pritzker-Preis, dem „Nobelpreis der Architektur“, ausgezeichnet.
Luis Barragáns Architektur zeichnet sich durch eine harmonische Verbindung von Raum, Licht und Farbe aus. Er schuf nicht nur Gebäude, sondern auch emotionale Erlebnisse durch seine einzigartigen Designs. Hier sind einige seiner zentralen Prinzipien:
Barragán verstand die Bedeutung von Licht und Schatten, um Stimmungen und Atmosphären zu schaffen. Er nutzte natürliche Lichtquellen geschickt, um Räume zu beleben und ihnen Tiefe zu verleihen. Die Art und Weise, wie das Licht in seinen Gebäuden spielt, schafft eine dynamische und lebendige Umgebung. Fensteröffnungen, Oberlichter und Reflexionen waren dabei zentrale Elemente, um das Licht zu lenken und unterschiedliche Stimmungen zu erzeugen. Barragán sagte einmal: „Licht kann den Raum in einer Weise definieren, die keine andere physische Materialität erlangen kann.“
Farben spielten eine zentrale Rolle in Barragáns Werk. Er verwendete kräftige, lebendige Farben, um Räume zu definieren und eine emotionale Resonanz hervorzurufen. Farben wie Rosa, Gelb und Blau finden sich häufig in seinen Gebäuden. Diese Farbtöne sind nicht zufällig gewählt, sondern haben eine tiefe Verbindung zur mexikanischen Kultur und Tradition. Sie sollen Freude, Wärme und Spiritualität ausdrücken. „Farbe in Architektur ist ein Mittel, um das Herz des Menschen zu berühren“ sagte Barragán und betonte damit die emotionale Kraft von Farben.
Wasser war ein wiederkehrendes Element in Barragáns Arbeiten. Er integrierte Brunnen, Teiche und Becken, um Ruhe und Reflektion zu fördern. Das sanfte Plätschern des Wassers und seine Spiegelungen tragen zur Schaffung einer meditativen und friedlichen Atmosphäre bei. Beispiele hierfür sind der „Fuente de los Amantes“ und die Wasserelemente in der Cuadra San Cristóbal. Wasserflächen wurden nicht nur als ästhetische Elemente, sondern auch als integrale Bestandteile der räumlichen Erfahrung genutzt.
Trotz der Verwendung kräftiger Farben und dramatischer Lichtspiele strebte Barragán nach Einfachheit und Ruhe. Seine Gebäude strahlen eine stille Eleganz aus, die den Betrachter zur inneren Einkehr einlädt. Minimalistische Formen und klare Linien prägen seine Architektur, ohne dabei an Wärme und Charakter zu verlieren. Diese Schlichtheit ermöglicht es den Nutzern, sich auf die wesentlichen Elemente der Architektur zu konzentrieren und eine tiefe emotionale Verbindung zu den Räumen zu entwickeln.
Barragán legte grossen Wert auf die harmonische Integration von Natur und Architektur. Gärten, Innenhöfe und natürliche Landschaften wurden nahtlos in seine Entwürfe eingebunden. Dies schafft nicht nur visuelle Kontinuität, sondern fördert auch ein Gefühl der Ruhe und des Einsseins mit der Natur. Beispiele hierfür sind die Jardines del Pedregal und die sorgfältig gestalteten Gärten in seinen Wohnprojekten.
Dieses Gebäude, das 1948 in Mexiko-Stadt erbaut wurde, ist ein herausragendes Beispiel für Barragáns Fähigkeit, traditionelle mexikanische Architektur mit modernen Elementen zu verbinden. Das Haus und das angrenzende Atelier sind heute UNESCO-Weltkulturerbe.
Teil des Projekts „Los Clubes“ bei Mexiko-Stadt, bekannt für seine kräftigen Farben und die Integration von Landschaftselementen wie einem grossen Swimmingpool und Ställen.
Auch in „Los Clubes“ gelegen, ist dieser Brunnen ein Beispiel für Barragáns Talent, Landschaftsarchitektur und emotionale Räume zu schaffen.
Diese ikonischen Türme, entworfen in Zusammenarbeit mit dem Künstler Mathias Goeritz, symbolisieren die Modernisierung und den Aufstieg von Ciudad Satélite.
Luis Barragáns Werke bieten viele wertvolle Lektionen, die auf die Gestaltung von Signaletik und Wegfindungssystemen angewendet werden können:
Barragáns Einsatz von kräftigen Farben kann in der Signaletik verwendet werden, um unterschiedliche Bereiche zu kennzeichnen und eine klare Orientierung zu bieten. Farben können als visuelle Kodierung dienen, die Benutzer intuitiv durch verschiedene Zonen eines Gebäudes führt.
Die Art und Weise, wie Barragán Licht nutzte, um Räume zu definieren und zu beleuchten, kann in der Wegfindung angewendet werden. Beleuchtung kann genutzt werden, um Wege hervorzuheben und wichtige Punkte zu markieren, wodurch eine natürliche Navigation ermöglicht wird.
Barragáns Fokus auf die Abfolge von Räumen und die Schaffung klarer Übergänge kann dazu beitragen, dass Wegfindungssysteme logisch und intuitiv gestaltet werden. Eine klare räumliche Struktur hilft den Nutzern, sich leicht zurechtzufinden und den Fluss durch den Raum zu verstehen.
Barragán schuf oft markante visuelle Elemente, die als Orientierungspunkte dienten. Diese können in der Signaletik genutzt werden, um wichtige Informationen hervorzuheben oder Orientierung zu bieten. Solche Ankerpunkte können in Form von auffälligen Schildern, Kunstwerken oder architektonischen Merkmalen gestaltet werden.
Luis Barragán hat in der Welt der Architektur eine unvergleichliche Spur hinterlassen. Sein Verständnis für die emotionale Kraft von Raum, Licht und Farbe ist tief inspirierend und zeigt, wie Architektur weit über die blosse Funktionalität hinausgehen kann. In einer Zeit, in der wir oft von der Schnelligkeit und Hektik des modernen Lebens überwältigt sind, bieten seine Werke eine Oase der Ruhe und Besinnung.
Seine Prinzipien der Einfachheit, der Integration von Natur und Architektur sowie die Nutzung von Farben und Licht haben mir persönlich gezeigt, wie wichtig es ist, den menschlichen Aspekt in Designprojekte einzubeziehen. Dies gilt nicht nur für die Architektur, sondern auch für die Signaletik und Wegfindung. Indem wir uns von Barragáns Ansätzen inspirieren lassen, können wir Räume und Systeme schaffen, die nicht nur funktional, sondern auch emotional ansprechend und beruhigend sind.
leitform - Patrick Bayer
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